Friday, 22 April 2016

Gewinner + Designer im Blickpunkt: Fadenstile

Anett, eine im Osten Deutschlands geborene, in Holland aufgewachsene deutschsprachige Designerin, lebt und arbeitet in Frankreich. Sie selbst bezeichnet sich äusserst ungern als Designerin, viel lieber als Maschenmusikantin.

Ab und zu komponiert sie ein Lied, mit Garn und Nadeln, das Andere gerne nachsingen wollen, manchmal ist es ein Gassenhauer, leicht einprägsam und in "viel glatt rechts", manchmal auch eine Etüde, eine Wiederholung von komplizierteren Mustersequenzen, welches jeder in seiner Art interpretiert, mal in Alt oder Sopran....
Echtes Design, diesen Anspruch will sie für sich nicht erheben, sie strickt gerne "was Eigenes." Wenn andere das gerne nach stricken möchten oder am liebsten noch, nach ihren eigenen Ansprüchen variieren, dann gibt sie gerne ihre Ideen weiter….im FadenStille Blogder Ravelry StrickRomantik Gruppe oder auf Instagram.

Seit wann strickst du und wann hast du mit dem designen angefangen?
Seit mehr als 40 Jahren, eine Ewigkeit also, gelernt habe ich es von meiner Mutter, einer leidenschaftlichen Fair Isle Strickerin, in Bezug auf diese Technik konnte sie mich jedoch nie begeistern.
Die Liebe zum Handarbeiten habe ich jedoch von meiner ”Oma Ursel” geerbt, sie "strickte ohne R” und genau wie sie, kann ich stundenlang auf einer Gartenbank sitzen, die Aussicht in die Berge genießen, dem Vogelgezwitscher lauschen und st(r)icken.
Meine beruflichen Wurzeln liegen in der Sprachmethodik, also wie lernt man am besten. Im Grunde ist ja auch jedes Strickstück immer ein Lernprozess, den ich in meinen Anleitungen in hoffentlich passende Bahnen leite.

Warum gerade stricken?
Stricken ist für mich die perfekte Balance zwischen Entspannung und Spannung, ich mag Muster die einprägsam sind, leicht zu stricken, jedoch komplizierter wirken…
Harmonie in Material und Muster bewirkt oft eine innere Harmonie, in der Strickerin selbst oder wenigstens eine gewisse innere Ruhe, die ich z. B. beim ”rattern” meiner Nähmaschine nie finden könnte.
Mit ein Grund warum ich Kindern immer das Stricken nahe legen würde, es fördert Geduld und Ausdauer, Konzentration, Fingerfertigkeit und nicht zuletzt das Kopfrechen.
Stricken basiert auf der Fähigkeit zu Visualisieren, sich aus ein paar Knäuelen Wolle einen Pullover vorzustellen, zu planen, mit Farben umzugehen und letztendlich etwas Tragbares, reelles in den Händen zu halten. Welches Computerspiel kann da mithalten?

Woher kommen deine Ideen?

Eine Zeitlang habe ich mich an historischen Kostümen orientiert, dabei entstand der Nostalgiepullover und ein Zopfkleid. Für Beide gibt es noch immer keine Anleitung, denn wirklich tragbar sind diese Teile im Alltag sicher nicht.
Seit 11 Jahren wohne ich in Frankreich, recht isoliert auf dem Land, zwischen Wiesen und Wäldern und es läge auf der Hand zu sagen: ”Meine Inspiration hole ich aus der Natur, dem Spiel von Schatten und Licht, der Struktur von Bäumen und Blättern, aber dem ist nicht so…

Es gibt nur eine Antwort auf diese Frage, die Inspiration kommt für mich einzig und allein aus dem Garn, aus der Wolle selbst. Sie erzählt ihre Geschichte, der Pullover oder die Jacke sind ja schon drin, in dem Strang, in dem Knäuel…
Es ist das Garn, das mir "zuflüstert" was es werden will, darum "lebe" ich auch immer eine Weile mit meinen” Neuzugängen”, sie liegen immer griffbereit, begleiten mich auch mal bei langen Waldspaziergängen….
Manche Garne warten Monate, wenn nicht Jahre, auf ihre” Bestimmung”, bis auf einmal der Funke überspringt, dann ist der Entwurf in meinem Kopf bereits fertig, bevor ich überhaupt anfange zu stricken.
Das ich dabei natürliche Farben bevorzuge, liegt jedoch sicher an meiner Naturverbundenheit, zu Farben die ich in der Natur nicht finde, werde ich mich auch nicht hinreißen lassen.
Ich habe das große Glück, mit drei fantastischen Wollsponsoren zusammen zu arbeiten, Trendgarne, DyeForYarn und Pascuali. iIhr Spektrum an neuen Garnqualitäten und Farben ist unendlich und jedes Garn birgt eben eine neue Idee in sich.
Man vertraut mir wertvolle Garne an, wie z. B. Pascuali, für die ich aktuell eine Cashmere Kollektion entwerfen darf, und dieses Vertrauen in meine Entwürfe motiviert mich. Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich meine Anleitungen gratis zur Verfügung stellen kann, sie versetzen mich in die Lage meine Leidenschaft für Seidengarne oder Gemische voll und ganz ”aus zu stricken"
Das Rose of Jericho Strickkleid zum Beispiel, aus der
ONline 321 Silk ist so ein Projekt Dieses eher dünne Garn 100% Maulbeerseide (300m/100g) ist einzigartig,wie das Kleid zeigt. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu stricken, eigentlich ist der Entwurf ein Pullover, in DK und Fingering Seide von DyeForYarn.
Wie findest du die richtige Balance zwischen entwerfen und bloggen und der Verwaltung der FadeStille?
Mit dem Wachsen unserer FadenStilleStrickRomantik Gruppe auf Ravelry ist mir diese Balance etwas verloren gegangen, am liebsten stricke ich und am Laptop sitze ich eher ungern. Ohne das Verständnis meines Mannes, für die viele Zeit die das Entwerfen und der Austausch auf Blog und Ravelry kostet, gäbe es die FadenStille sicher nicht.

Auf welchen Entwurf bist du besonders stolz?
Immer auf den "Letzten", da er hoffentlich den Vorherigen in seiner Qualität übertrifft, weil man hoffentlich aus Fehlern gelernt hat. Bei mir ist das der Diviana Entwurf, mein erster TopDown Entwurf mit einer angenehmen Kragenlösung, vorne tiefer in verkürzten Reihen....und das auch noch in einem Zopfmuster….


Was kennzeichnet deine spezielle ”Handschrift”?
Ich entwickle die Passform meiner Entwürfe oft aus dem Muster heraus, d.h. ich nehme im Muster selbst ab oder zu, ein Muster wächst sozusagen organisch aus sich selbst heraus. Die Rose of Jericho z. B.kennt keine einzige Seitennaht oder sichtbare Zunahmen...
Erst im Nachhinein wurde die Ähnlichkeit mit der wirklichen Pflanze deutlich, die dem Pullover neben der tollen DyeForYarn Färbung zum Namen verhalf...

Hast du ein Horrorstrickgeschichte oder Missgeschick?
Nein , damit kann ich zum Glück nicht dienen, im Gegensatz zum Nähen. Da kann man einen Stoff mit einem daneben gegangenen Schnitt getrost als "reif für die Tonne" erklären. Wolle dagegen verzeiht im Grunde alles, ich trenne rigoros ohne Pardon und ohne Groll auf und fange einfach neu an…

Welchen guten Rat kannst du Strickerinnen auf den Weg geben...
Kauft immer die beste Wolle, die ihr euch leisten könnt, schöne Wolle inspiriert und motiviert, es ist ein Luxus, wie ein Parfüm, das man sich ja auch nicht jeden Monat kauft...
Spart lieber jede Woche ein paar Euro für ein gutes Garn, denn ein zeitloser Pullover kann damit zu einem sehr treuen Wegbegleiter werden. Ich selbst bin eine extreme ”Langsamstrickerin”, stricke also bei weitem mehr Stunden an einem Pullover, als das ich ihn je tragen werde, darum finde ich das Garn so wichtig. Es muss schon beim Stricken selbst, ein Genuss sein !
Und dann der wichtigste Rat:
Stricke mit allen Sinnen, Wolle ist wertvoll, kommt oft vom anderen Ende der Welt, hat erst andere Lebewesen gewärmt, wurde sorgfältig selektiert, gewaschen, versponnen und gefärbt, darum genieß dieses einzigartige Material mit allen Sinnen.
Strick einmal mitten im Wald, auf einer Blumenwiese, am Meer oder an einem einsamen Ort und hör beim Stricken dem Gesang der Sille zu….

Gewinner
Gratulations an DevilishW, du hast ein Zing Nadelspielset gewonnen! Wir nehmen in Kürze Kontakt zu dir auf, damit wir deinen Gewinn schnell verschicken können. Allen die diesen Monat mitgemacht haben ein herzliches Dankeschön!

No comments:

Post a Comment